QBAK2010 Tag 3 - Der Rucksack

Neben all den Kleinigkeiten die man so mit sich herumschleppt, machen die sog. großen Drei den Großteil des Gepäck-Gewichts aus:
- Rucksack
- Schlafsack
- Zelt

Schaut man nämlich in einen "normal" gepackten Rucksack, sieht man meist Zelte mit mindestens 2-3 Kilos, Schlafsäcke mit mindestens 1-2 weiteren Kilos und der Rucksack..., naja, der ist halt meist auch kein Leichtgewicht. Zusammengenommen also mehr, als der UL-Wanderer überhaupt dabei hat. Möchte man also ernsthaft Gewicht sparen, fängt man idealer Weise bei den großen Drei an.

Der Rucksack - einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände, will man sein Hab unf Gut nicht in einer Tasche durch die Gegend tragen. Ein UL-Rucksack kann aussehen wie ein herkömmlicher Rucksack, aber auch wie eine Requisite aus "2001 - Odyssee im Weltraum". Bevor man allerdings über einen Kauf nachdenkt, sollte man sich überlegen was man mit ihm anstellen will. Machst Du nur Tagestouren oder schläfst in Herbergen, reicht vielleicht ein leichter Sack mit geringem Volumen. Bist Du aber längere Zeit unterwegs und kannst on Tour keine Lebensmittel nachkaufen, musst Du wahrscheinlich über einen großvolumigen Sack mit einem Tragegestell nachdenken. Wie die Tour auch ausfällt, die wunderbare Welt der Outdoorshops hat bestimmt für jeden den passenden Rucksack im Sortiment.

Ich habe am Markt verfügbare Rucksäcke für mich in vier Klassen eingeteilt:
1. leichte Normalrucksäcke
In meine Kategorie der leichten Normalrucksäcke passen alle Rucksäcke die herkömmlichen Rucksäcken ähnlich sind, aber eben durch verwendete Materialien oder Bauweise deutlich leichter sind. Ein Gewicht von +/- 1500 Gramm ist hier ein guter Richtwert. Weiterhin sind sie meist mit einem Tragesystem, Deckeltasche und diversen Extras ausgestattet - entgegen der meisten Leichtrucksäcke. Sie bieten also fast alles, was der ambitionierte Anfänger benötigt, der sich noch nicht auf einen Leichtrucksack einlassen kann oder möchte.

Vorteile
  • "unkaputtbar"
  • bequem zu tragen
  • großes Volumen
Nachteile
  • relativ schwer

Beispielhaft sind hier Modelle von Deuter (mein Einstieg ins leichte Wandern - 80 Euro und wahrscheinlich unzerstörbar), OMM oder Lightwave.

Der Deuter hat bei rund 1500 Gramm sogar ein richtiges Tragegestell


2. stabile aber dafür etwas schwerere Leichtrucksäcke
In dieser Kategorie finden sich prinzipiell schon richtige Leichtrucksäcke, allerdings in stabileren Ausführungen mit meist größeren Volumen aber sonst schnörkelloser Ausführung. Diese Rucksäcke besitzen in der Regel keine Deckeltasche, kein Schlafsackfach und kein richtiges Tragegestell. Gewichtsmäig liegen sie zwischen 600 und 1000 Gramm, wobei man dann aber auch schon ein Modell mit 60-70 Litern Volumen erwicht hat. Für einen SUL-Wanderer sicher viel zu schwer, für einen Anfänger aber meines Erachtens der perfekte Einstieg.

Wichtig: das fehlende Tragesystem wird durch eine zusammengerollte Isomatte im Inneren des Rucksacks ersetzt. Das kennt man so natürlich von gewöhnlichen Rucksäcken nicht.

Vorteile
  • robust
  • relativ leicht
  • meist geräumig genug
Nachteile
  • Naja, es geht halt leichter ;)

Die Modelle Pinnacle und Jam2 von Golite sind hier sicher als Referenz zu nennen.

Hier der GoLite Pinnacle im Jotunheimen


3. "richtige" Leichtrucksäcke
Als wahrer UL-Wanderer und Packlistenjunkie sind aber auch diese stabilen Leichtrucksäcke nix. Meint man es wirklich ernst mit einer vollkommenden Reduktion des Reisegewichtes gegen Null, kommen nur "richtige" Leichtrucksäcke in Frage. Diese bestehen weitestgehend nur noch aus einem Sack mit Schultergurten, sind aus futuristisch anmutenden Materialien wie Cuben-Fibre oder SilNylon gefertigt  und haben selten mehr als 50 Liter Volumen - wozu auch, man hat ja eh so gut wie nix mehr dabei. Achja, das Gewicht liegt hier im Schnitt bei sportlichen 300 Gramm - Extras wiegen natürlich extra :D Und natürlich wird auch hier das Tragesystem durch eine Isomattenröhre ersetzt.

Aber bei allem Purismus sind diese Leichtrucksäcke wahre Kunstwerke. Technisch durchkonstruiert bieten sie bei geringstem Gewicht maximale Stabilität, ausreichend Volumen, modernste Materialien, guten Tragekomfort und wahres Gearheadprestige. Nicht unbedingt für Anfänger geeignet, aber irgendwann sind die meisten mit solch einem Sack unterwegs ;)

Vorteile
  • leichter gehts meist nicht
  • bei ausreichender Erfahrung tolle Rucksäcke
Nachteile
  • unbequem bei schwerem Gepäck
  • empfindlicher als andere Typen

In dieser Kategorie tummeln sich Anbieter wie Laufbursche, Gossamer Gear, aber auch selbst gebaute Modelle sind recht häufig anzutreffen.

Hier zwei Rucksäcke von Laufbursche


4. Experimentelle Rucksäcke ;)
Tja, und dann gibt es noch die experimentellen Rucksäcke. Diese sind meist gar nicht mehr als Rucksack zu erkennen oder fungieren weiterhin als Unterlegmatte oder Teil des Schlafsystems. Selten zwar, aber um Gewicht zu sparen ist einem ja fast jedes Mittel recht... ;)


Was aber sollte ein Leichrucksack haben, damit ich meine Tour auch wirklich genießen kann? Meiner Meinung benötigt man folgende Dinge:
  • drei geräumige Netzaußentaschen, eine links, eine rechts und eine große Tasche auf dem Rücken. In diese passen Trinkflaschen, Kleinkram oder auch mal das nasse Regenzeug, ohne den eigentlichen Packsack zu belasten.
  • einen guten Verschluss des Packsacks. Während normale Rucksäcke eine Deckeltasche haben, die den Rucksack gegen Wasser von oben schützt, besitzen herkömmliche Leichtsäcke häufig einen Rollverschluß. Gegen diesen ist prinzipiell nix einzuwenden, allerdings hat es mit schon in den Packsack geregnet, wenn der Packsack recht voll ist.
  • bequeme Schultergurte, die an die menschliche Ergonomie angepaßt sind. Alles andere ist Käse.
  • einen Hüftgurt, der das Gewicht des Rucksacks gut auf die Hüfte überträgt. Auch wenn man nicht viel mitnimmt, ein schlecht konstruierter Hüftgurt wird schnell zur Qual.
  • ein Brustgurt, der die Schultergurte bei Kletterpartien gut zusammenhält.
  • robuste Materialen, sonst bedeutet vielleicht der nächste Dornenbusch oder ein unachtsames Abstellen das Ende des Urlaubs.

Und sonst so?
In der Regel ist ein Leichtrucksack nicht wasserdicht - viele herkömmliche übrigens auch nicht, was den enormen Absatz an billigen Regenhüllen der Outdoorshops erklären könnte ;) Hier schafft ein sog. Liner Abhilfe. Ein Liner ist ein wasserdichter Sack im Sack, in den man wiederum seine Sachen packt. Dieser Liner schützt die Ausrüstung gegen Feuchtigkeit, kann aber zB auch zum Wasserholen gebraucht werden. Als Liner eignen sich spezielle Säcke aus Cuben-Fibre oder, wer die Kosten scheut, einfach einen der billigen blauen Müllsäcke ;)

Um sich den richtigen Rucksack auszusuchen, sollte man ihn auf jeden Fall probetragen. Denn auch ein leichter Rucksack kann einem durchaus die Tour versauen, wenn er an allen Ecken drückt und zieht. Ein 10-Kilo-Sack Hundefutter mti ins Geschäft nehmen, und schon nach kurzer Zeit weiß man ob es der Richtige ist. Laß dich beim Kauf nicht dazu verleiten einen Rucksack nur zu kaufen, weil das Verhältnis Gewicht zu Volumen sehr gut ist er aber nicht sitzt - das rächt sich spätestens am zweiten Tourtag!

Achte auf die Rückenlänge. Um Gewicht einzusparen, werden leichte Rucksäcke nicht mit einer Rückenlängenverstellung geliefert, sondern müssen beim Kauf in der korrekten Rückenlänge ausgesucht werden. Aller Hersteller bieten aber Informationen und Anleitungen an, anhand derer diese schnell ausgemessen werden kann.

Was wahrscheinlich verwundert, sind die doch recht hohen Preise von nicht selten unter 150 Euro für Plastikbeutel von vielleicht 400 Gramm. Was man nicht vergessen darf, die meisten Leichtrucksäcke kommen eben nicht aus asiatischer Massenproduktion, sondern werden in Handarbeit und nicht selten auch individuell gefertigt. Die Qualität schlägt, gerade bei deutscher Manufakturarbeit, die der Mitbewerber und kann zu Recht als Kunst bezeichnet werden.

Tuning
Fast allen Rucksäcken kann man noch etwas abgewinnen :D - sogar den Leichtrucksäcken. Meinen GoLite Jam2 habe ich von über 600 Gramm auf gute 400 Gramm heruntergeschnitten - der ULer sagt dazu neudeutsch "downcut". Das Heißt, Du nimmst eine Schere und schneidest einfach alles ab was Du nicht wirklich brauchst - ganz einfach. Was am Anfang wirklich Überwindung gekostet hat, hat am Ende richtig Spaß gemacht. Ich musste glatt aufpassen, dass ich nix abschneide, was vielleicht wichtig sein könnte.


Mein Lieblingsrucksack?
Hmm, eigentlich habe ich keinen Lieblingsrucksack. Je nach Art der Tour entscheide ich mich für einen anderen Pack.
In Korsika zB hat ein Laufbursche huckePACK (Prototyp) vollkommen ausgereicht


Im Jotunheimen hingegen wurde es ein Golite Pinnacle


In der Rondane hat dann wieder ein Laufbursche huckePACK ausgereicht


Und für kurze 2-3 Tages-Touren im Sommer reicht dann auch ein 20 Liter-Sack unter 100 Gramm



Packen
Prinzipiell wird ein Leichtrucksack meist ähnliche gepackt: in den Rucksack kommt die zusammengerollte Isomatte als Tragsystem, und in diese Rolle dann die Ausrüstung. Normalerweise schaut man zu, dass schwere Gegenstände oben und dicht am Körper untergebracht werden, leichte unten und außen. Ich achte zusätzlich darauf, dass ich Dinge, auf die ich unterwegs schnellen Zugriff benötige, entweder nach oben oder in die Netzaußentasche packe. So muss man bei einsetzendem Regen nicht lange nach der Regenjacke suchen ;)


Abschließend...
Ich glaube die Wahl des richtigen Rucksacks ist eine sehr individuelle Sache. Ich zB komme gut mit sehr spartanischen Leichtrucksäcken klar, benötige aber meist mehr Volumen als diese bieten. So zB auf der Tour im Jotunheimen: bei etwa gleichem Gewicht bekommt Markus seine Ausrüstung in "nur" einen mittleren Laufbursche Rucksack, während ich einen großen Pinnacle benötige.

Von links: Laufbursche, GoLite, Gregory


So leicht kann ein Rucksack sein... ;)

4 Kommentare:

Matthias hat gesagt…

Alles gesagt!

Qbloggt hat gesagt…

Naja, ich glaube Alles ist eigentlich nie zum Rucksack gesagt - doch wenn ich die Grundlagen erwischt habe, bin ich zufrieden... :D

Lucutus hat gesagt…

Ach was habe ich den Anblick aus Korsika vermisst... Der Quben-Sack der wie ein Ar... aussieht ;)

Qbloggt hat gesagt…

Stimmt, war schon ein spezieller Anblick. Wobei, ich musste mich ja nicht sehen... :D

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