QBAK2010 TAG 9 - Essen ultraleicht

Nachdem wir uns in den letzten Tagen ein durchaus leichtes Kochset zusammengebastelt haben, wird es Zeit darin etwas Leckeres zu kochen. Nur was und wie, das sind die beiden entscheidenden Fragen.

Was gibt es unterwegs?
Diese Frage zu beantworten ist nicht einfach, denn wie im Leben auch, gibt es eine rationale und eine emotionale Antwort.

Die rationale Antwort: Der Körper benötigt für die korrekte Funktion bestimmte Nährstoffe. In weitestgehend festgelegten prozentualen Anteilen sind das
- Fette
- Kohlenhydrate
- Eiweiß
- Ballaststoffe
- Vitamine und Mineralstoffe
Wer schonmal eine Diät gemacht hat oder sich speziell ernähren musste kennt das Prozedere: Die einzelnen Nährstoffe werden in bestimmten Mengen benötigt. Also nimmt man sich alles was man essen möchte und notiert sich die Bestandteile. So bekommt man einen recht guten Überblick und Kontrolle über seine Nahrungsaufnahme und kann sich ziemlich gezielt ernähren. Ob das gesund ist oder nicht, muss jeder selber entscheiden.

Meine ersten Touren habe ich entsprechend geplant und versucht entsprechende Nahrungsmittel einzupacken. Im Prinzip war das auch in Ordnung, wenn ich unterwegs doch auch nur auf die Dinge Appetit gehabt hätte. Hatte ich aber nicht, was uns zu der emotionalen Antwort führt...

Die Emotionale Antwort: Unterwegs kann mich die Ernährungslehre kreuzweise und ich esse was ich will, was im Rückblick bei den meisten Menschen für Erstaunen sowie meist auch ein klein wenig Ekel sorgt :D Ich verdrücke nämlich Kohlenhydrate und Fett in unglaublichen Mengen - je kälter desto mehr. Abgerundet wird solch ein Mahl meist durch Schokolade oder anderen Süßkram in Mengen, bei denen sich jeder Kardiologe die Hände reibt. Die M's erinnern sich gerade an lustige Pesto-Partys :D


Was ich sagen will ist, dass das Essen draußen nicht immer dem gesunden Menschenverstand folgt, sondern eine wirklich individuelle Sache ist die jeder für sich klären muss. Bei mir stehen auf dem Speiseplan
- Kohlenhydrate in Form von Nudeln, Couscous, Polenta oder Kartoffelbrei sowie Süßkram
- Eiweiß in Form von Fleisch, Hülsenfrüchten, Nüssen und Käse
- Fette in Form von Olivenöl und Butter sowie Schokolade
- Vitamine in Form von leckeren, mit Vitaminen angereicherten Fertig-Tees
Ich sage ja, ausgewogen ist anders... ;)


... und wie kocht man jetzt unterwegs?
Diese Frage lässt sich schon eindeutiger beantworten (wer hätte das gedacht?). Es gibt unterschiedliche Arten unterwegs etwas zu Essen zu machen, die aber eigentlich alle darauf abzielen, sich schnell, unkompliziert und energiesparend mit etwas Warmenzu versorgen. Aber vorweg noch ein wenig leichte Essesns-Philosophie ;)

Der Gourmet
Für den Gourmet ist das Essen ein wichtiger Bestandteil des Lebens, und auch unterwegs verlangt er seiner Küche die gleiche Leistung ab wie der 6-flammigen Gas-Induktions-Kombi die in seine 6-Quadratmeter-Kochinsel zu Hause eingelassen ist. Er zaubert aus allerhand mitgebrachten und gesammelten Zutaten auf mindestens 2 Spiritus-, besser aber Benzinkochern ein mehrgängiges Mahl, für dessen Rezepte so mancher Sylter Spitzenkoch zum Wanderer werden würde.

Der Hobbykoch
Für den Hobbykoch ist Essen zwar mehr als reine Nahrungsaufnahme, er weiß aber auch um den Aufwand den es kosten würde draußen zu kochen wie zu Hause. Also beschränkt er sich auf das Wesentliche: Nudeln oder Couscous, etwas selbst gedörrtes Bœuf Bourguignon, ein paar selbst getrocknete Steinpilze und natürlich verfeinert er mit dem halben dutzend Kräuter, die er unterwegs gefunden hat. Kochen ist zwar sein Hobby, aber lecker Essen muss nicht aufwändig sein meint er.

Der Genügsame
Der Genügsame isst zwar gerne, hat aber auch keine große Lust auf den Aufwand den der Gourmet und der Hobbykoch betreiben. Ihm reichen Nudeln oder Couscous mit einer fertigen Sauce. Vielleicht hat er unterwegs noch ein paar Pilze oder Kräuter finden können, mag seine Nudeln aber auch ohne.

Der Sportler
Peronin, Powerbar und Isodrink sind seine Freunde unterwegs. Er weiß genau was sein Körper braucht und vor allem wann. Durch ein technisch ausgefeiltes Nahrungskonzept - ermöglicht durch ein Konglomerat verrückter Wissenschaftler aus den Bereichen Hirn-, Petrochemie-, Gen- und Nanoforschung, die im russischen Hinterland an kleinen rotäugigen Kaninchen die neusten, selbst erfundenen Hightechlebensmittel testen - versorgt er sich mit Energieriegeln, trinkt spezielle Pülverchen die aus dem frischesten Quellwasser einen isotonischen Durstlöscher machen und lutscht genüsslich ein farbloses Kohlenhydratgel aus silbernen Weltraumbeuteln, das zwar "echt super" schmeckt, ihm aber doch nach dem dritten Tag in der Wildnis irgendwie würgen lässt.

Abgeschreckt? Musst Du nicht. Leichte Küche unterwegs hat meiner Meinung nach von allen 4 Typen etwas. Vom Gourmet haben wir den Anspruch auf eine leckere Mahlzeit. Der Hobbykoch zeigt uns wie unaufwändig es sein kann. Vom Genügsamen haben wir die Fähigkeit mal ein paar Gänge herunterzuschalten und uns unterwegs von Bedürfnissen des Alltags frei machen zu können. Und der Sportler zeigt uns, wie man technische Lebensmittel sinnvoll nutzen kann.


So, nun aber... Du kannst unterwegs kochen wie zu Hause, musst es aber nicht. Bewährt hat sich die Technik, Lebensmittel in heißem Wasser gar ziehen, oder nur ganz kurz kochen zu lassen. Das spart Gewicht, da Du nur einen Topf benötigst. Es spart Brennstoff, da Du das Wasser nur kurz aufkochst, und es ist unaufwändig, da Du nur ein paar Gegenstände benötigst.

Zum Einen kannst Du Nudeln, Couscous oder jeden anderen Kohlenhydratelieferanten der nur kurz ins heiße Wasser muss nehmen, und ihn mit Brühe, fertiger Sauce oder anderen Leckereien "verfeinern" das geht fix, ist preiswert und macht schnell satt. Ein Klassiker ist hier wohl das fertige Kartoffelpüree in Kombination mit einer Sauce.


Dann hält die Outdoorindustrie natürlich fertige Essen bereit. Bestehend aus gefriergetrockneten Fertigessen, kommen sie in Beuteln daher aus denen man auch gleich essen kann - wichtig für die Faulen unter uns, denn es spart den Abwasch ;) Ich finde diese Essen sehr praktisch, allerdings sehen sie meist nicht lecker aus und sind recht teuer. Geschmacklich muss man sich durch das Sortiment futtern, ein paar Perlen sind auf jeden Fall dabei.


Diese Fertigessen lassen sich natürlich auch selber herstellen. Schnellkochnudeln, Sauce und Gewürze in einen Ziplock-Beutel, kochendes Wasser drauf und 10 Minuten ziehen lassen. Ist geschmacklich nicht unbedingt ein Hit, dafür ist es wirklich preiswert und komplett individuell.


... übrigens lässt sich so auch ein leckerer Frühstücksbrei zaubern.


Und natürlich machen auch die meisten Fertiggerichte aus der Tüte unterwegs einen guten Job. Wer also auf Natriumglutamat und seine Freunde, die lustigen E's, nicht verzichten mag, greift zu allem was möglichst kurz kochen muss. Hier im Bild übrigens eine tatsächliche Leckerei: Rotebeetesuppe mit Nudeln, neben Pesto ein echtes Must-Have wenn ich mit den M's unterwegs bin.


Weiterhin habe ich unterwegs immer Pumpernickel und Kräuterbutter aus der Tube bei mir. Das ist für die Pause zwischendurch einfach ein Muss und kommt komplett ohne Kocher aus ;)


Und den Naschkatzen unter uns sei ein Süßer Moment, in der Tüte serviert, empfohlen. Tüte öffnen, Wasser rein, VORSICHTIG umrühren, mehr davon wollen - der Dank der UL-Szene gilt hier übrigens dem Norweger, der, so ich mich erinnere, als erster auf die Idee kam das Zeug direkt aus der Tüte zu futtern.


Was auch nicht fehlen darf, gerade wenn es kälter wird, ist ein leckerer Schinken oder eine gute Wurst. Nicht zu mager, sonst bringt sie es nicht ;)


Und was natürlich nie fehlen darf sind die sog. Trailsnacks, also Kleinigkeiten wie Müsliriegel, Nüsse, Schokolade oder salziges Knabbergebäck. Diese Trailsnacks sorgen dafür, dass Du zwischen den Mahlzeiten etwas zur Hand hast, wenn dir mal die Energie ausgehen sollte oder Du Hunger hast aber nicht anhalten willst. Trailsnacks sind großartig, ich liebe sie!

Für meine Wintertour in Norwegen hatte ich mir übrigens herzhafte Kekse gebacken mit ganz viel Käse, Speck, Gewürzen und Nüssen. Ich gebe zu sie sehen etwas komisch aus, aber geschmeckt haben sie wunderbar.



Essensplanung
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bedürfnisse gerade beim Essem so individuell sind, wie sonst kaum. Jeder hat spezielle Wünsche oder Abneigungen, verbindet mit Essen vielleicht etwas, wohingegen es dem Mitwanderer völlig egal ist was er isst. Was Du dir also einpackst, kannst nur Du entscheiden. Ich achte bei Lebensmitteln für unterwegs auf
- lange Haltbarkeit
- unkomplizierte Lagerung
- energiesparende Zubereitung
- hohen Kaloriengehalt
- Kombinierbarkeit
- keine überflüssigen Verpackungen

Für die Planung hilft es zu wissen was man wann in welchen Mengen essen möchte. Bist Du zB 7 Tage unterwegs, machst Du dir 7 Haufen. Für jeden Tag überlegst Du dir deine Mahlzeiten (beachtest An- und Abfahrtzeiten) und legst sie auf den jeweiligen Haufen. Ich mache mir dann aus jedem Tag eine Provianttüte in der sich alle Lebensmittel für den Tag befinden. Natürlich entferne ich vorher alle überflüssigen Verpackungen bzw verpacke bei Bedarf neu. Nach der Tour kann man so gut sehen wann man was gegessen hat, bzw nicht gegessen hat. Das hilft für spätere Planungen, da ich so vielleicht weiß: aha, am dritten Tag habe ich fast nix gegessen. Warum nicht? Ahso, es war zu heiß. Rückschluß: ich esse weniger wenn es warm ist. Fahre ich also nach Korsika im Sommer, plane ich weniger ein als im Winter in der Hardangervidda (wo ich annähernd 9 Kilo Lebensmittel für 7 Tage dabei hatte - knapp 400 Gramm pro Tag waren es auf Korsika). Habe ich alle Lebensmittel in einer Tüte kann ich meinen Bedarf nicht nachhaltig kontrollieren.

Wenn Du länger unterwegs bist macht es Sinn nicht für alle Tage Essen mitzunehmen. Das macht den Rucksack unnötig schwer, und wenn man unterwegs nachkaufen kann, kann man sich die Schlepperei sparen. Denke aber daran, dass Du nicht alle speziellen Lebensmittel überall bekommst, und nicht alles mit deinem Kocher/Topf zubereiten kannst. Informiere dich daher rechtzeitig vor Reiseantritt über das Lebensmittelangebot unterwegs.

Weiterhin kannst Du auch Lebensmittel vorschicken. Kommst Du während deiner Reise in Ortschaften vorbei? Super, dann schicke dir doch Carepakete dorthin und plane deine Vorräte entsprechend.

Wie dem auch sei, hast Du gut geplant, ist der Rucksack am Ende der Tour leer und Du bist satt und zufrieden. Ein leerer Rucksack hilft nämlich, wenn man an einem Supermarkt vorbeikommt. In diesem Sinne...



Informatives:
Es geht auch anders - lecker Essen beim ODS-Treffen
Lecker - einige Testessen
Alles was Du essen willst - der Outdoor Foodshop hat's

2 Kommentare:

thrush hat gesagt…

Moin,

1A Beitrag. Für mich hab ich als Tipp mitgenommen, das Essen für jeden Tag in einen Beutel zu machen. Werd ich ab jetzt so handhaben. Von den Kriterien und der Einstellung her seh ich das ganz ähnlich, ich esse, was mir auf Tour schmeckt, und das ist meist das fettige oder ungesunde Zeug, und nehm ergänzend Vitamine. Frisches Obst ist zu schwer aber wird bei jeder Gelegenheit gepflückt oder gekauft. Genial fand ich auch Salami - extrem hoher Energiegehalt, sehr lecker auf Tour, und überm Feuer gegrillt ein absoluter Gewinner.

Beste Grüße

Anonym hat gesagt…

Am besten finde ich ja die Kombination mit der geistigen Nahrung... andere denken jetzt an volljährige Whiskys oder so was und der Enno hat da Sidharta liegen.

Gruß und schöner Beitrag vom Pesto M

P.s. Meld dich doch mal wieder

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