UL - Das Bekleidungskonzept

Ultraleichtes Wandern ist ein Prozess und bezieht sich auf mehrere Bereiche. Ein wichtiger Bereich hiervon ist das Bekleidungskonzept.

Bekleidung ist mit das Wichtigste unterwegs. Sie hält warm, trocken, soll bequem und funktionell sein, und darf natürlich nix wiegen. Um das (Gewichts-)Sparpotential hier ausreizen zu können, muss man sich erstmal Gedanken darüber machen welche Bereiche bekleidet werden wollen:
- Oberkörper
- Unterkörper
- Kopf und Extremitäten
- Füße

Daraus ergibt sich ein Basis-Bekleidungskonzept, welches natürlich recht individuell ist und auf die Erfordernisse der Tour sowie die Erfahrung des Trägers abgestimmt werden muss.

Oberkörper
Baselayer: Als Baselayer bezeichnet man die Bekleidungsschicht direkt auf der Haut, die erste Schicht eben. Diese soll wärmen oder kühlen, Feuchtigkeit von der Haut wegtransportieren, schnell trocknen und leicht sein. Hier nutze ich gerne ein Langarmshirt (wenns warm wird krempelt man einfach die Ärmel hoch und spart sich zusätzliche Bekleidung wenns doch kälter oder einfach nur später wird) mit hohem Halsabschluß (schützt gegen Wind läßt die Wärme unterm Shirt nicht nach oben hin entweichen). Das Material der Wahl ist entweder Merino oder Kunstfaser, wobei Merino bei leicht höherem Gewicht den Vorteil hat, dass es auch bei längerem Gebrauch nicht riecht und besser klimatisiert.

Isolierschicht: Damit es abends nicht zu frisch wird, benötigt man eine leichte Isolierschicht. Diese muß schnell trocknen, soll bei geringem Gewicht möglichst warm halten und soll natürlich auch unter die Regen- oder Windjacke passen. Ich bevorzuge hier eine mit Kunstfaser gefüllte Jacke - und zwar den Klassiker von Berghaus: die Infinity Light Jacke. Sie wärmt bei rund 300 g ungemein und lässt sich durch den langen Reissverschluß gut in der Wärme regulieren. Außerdem besitzt sie zwei große Taschen in denen man sich hervorragend die Hände aufwärmen kann.

Windprotektion: Beim Wandern brauchts meist nur ein dünnes Oberteil, aber wenn es windig wird wirds auch kalt. Hier hilft ein leichter Windschutz. Einer der leichtesten mit seinen rund 100 g ist der Montane Featherlight Smock. Ein Windpulli mit halben Reisser aus Pertex; eine super Ergänzung zum Merinooberteil. Mehr brauchts meist auch im norddeutschen Winter nicht.

Regenprotektion: Nässe ist der Feind des Wanderers, können nasse Klamotten doch Tourentscheidend sein. Will man ganz leichte Regensachen haben, weil es vielleicht nicht oder nur selten und kurz regnen wird, ist man mit DriDucks gut bedient. Diese bestehen aus einem atmungsaktiv beschichteten Tyvek, und sind unglaublich leicht - doch leider auch sehr empfindlich. Möchte man es also etwas stabiler, aber leider auch ungleich teurer haben, wählt man z.B. den Haglöfs OZ Pullover. Knapp 180 g GoreTex Paclite mit einer genialen Kapuze schützen 1A dauerhaft vor Regen.


Unterkörper
Baselayer: Der Baselayer untenrum sollte einen guten Feuchtigkeitstransport gewährleisten, keinen Geruch annehmen, den berühmten Wolf verhindern und evtl. auch wärmen. Hier liegt ebenfalls Merino vor Kunstfaser, und ich bevorzuge eine 3/4lange Hose. Wenns arg zu warm wird auch eine Merino-Boxershorts.

2. Schicht: Wanderhosen gibt es viele, die Auswahl hier scheint schier unerschöpflich. Für mich muß sie gut sitzen, Bewegungsfreiheit bieten, schnell trocknen, eine Windprotektion bieten aber belüftet sein, verschließbare Taschen haben, stabil an Gesäß und Knien sein und aufkrempelbare Beine haben. Geht nicht? Geht doch, und das Produkt der Wahl heißt für mich Montane Terra Pants.

Regenprotektion: Leicht und stabil soll sie sein, zumal sie wahrscheinlich nur recht selten zum Einsatz kommen wird. Auch hier hat man wieder die Wahl zwischen günstig und teuer. DriDucks bieten mit 100 g auch hier einen günstigen und funktionellen, aber eben auch nicht ganz so stabilen Regenschutz. Soll es was dauerhaftes sein, gibt es von Berghaus die Paclite Pants. Ein Klassiker der seit Jahren beweist was mit rund 200 g Material möglich ist. Ich nutze beides Hosen, und entscheide von Fall zu Fall welche mit auf Tour darf.


Kopf und Extremitäten
Kopf: Für kalte Nächte und Tage habe ich eine 20 g schwere Fleecemütze, welche seit Jahren gute Dienste leistet. Sie trocknet schnell, wärmt auch wenn sie naß ist und wiegt nix.

Hals: Für den Hals gibt es ein Schlauchtuch aus wind- und wasserabweisender Kunstfaser, welches auch schonmal als Windprotektion für den Kopf und Handtuch dienen kann. Mein Tipp hier: Kindergrößen verwenden, die liegen enger an.

Handschuhe: Leichte (Finger-)Handschuhe aus einem schnelltrocknenden Stoff reichen zumindest für kalte Tage und Nächte und den norddeutschen Winter.


Füße
Socken: Auch hier gilt schnelltrocknend, wirklich gut sitzend, leicht, geruchshemmend und ohne störende Nähte. Ich bevorzuge spezielle Sportsocken mit einem hohen Merinoanteil. Täglicher Wechsel mit dem zweiten Paar sowie tägliches Waschen halten die Socken frisch und Geruch gering. Das Paar für den Folgetag kann man bei Bedarf auch in der Nacht tragen, so spart man sich ein Paar extra Nachtsocken - vor dem Anziehen dann aber kurz lüften ;)

Schuhe: Wer wenig auf dem Rücken trägt, dessen Füße und Fußgelenke sind beim Wandern auch weniger belastet. UL-Wanderern reichen von daher meistens leichte Trailrunner, wie man sie bei Geländeläufern sieht. Diese haben meist eine profilierte nicht rutschende Sohle, sitzen fest am Fuß, trocknen schnell und wiegen um die 800 g pro Paar. Ich trage gerne Inov-8 Roclite 295 mit 312 g je Schuh


Dieses Konzept funktioniert für mich recht gut, dennoch ist es natürlich wie eingangs erwähnt von den Vorlieben und dem Einsatzgebiet des Einzelnen abhängig. Auch bietet es viel Spielraum für Optimierungen: so kann man die lange Hose durch eine kurze ersetzen und dafür mit ein paar langen Nylonstrümpfen für zusätzliche Isolierung sorgen. Auch können kurze Shirts verwendet werden, und dafür mit wärmenden Armlingen nachgeholfen werden. Auch ein Bekleidungskonzept unterliegt einem Prozess und wird mit der gesammelten Erfahrung stetig verändert werden.

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