QBAK2010 Tag 20 - Ultraleichte Taschenlampen und Stirnlampen unterwegs

"Im Dunkeln ist gut Munkeln" sagt der Volksmund, doch wie schnell ist man irgendwo gegen gerannt. Also habe ich Marcel von ausgeruestet.com gefragt ob er etwas zum Thema "Licht unterwegs" schreibt. Marcel ist unbestritten DER Profi wenn es um Gadgets aller Art geht - besonders haben es ihm Signal-Pfeifen angetan, doch das hört er nicht gerne :D Ich freue mich sehr über seinen Beitrag und hoffe das Lampen-Dickicht etwas lichten zu können.


Licht auf Tour - ultraleichte Taschenlampen und Stirnlampen

Wirklich ultraleicht wäre es wohl komplett auf künstliche Lichtquellen zu verzichten und den Lauf- und Arbeitsryhtmus auf Tour an den natürlichen Tagesverlauf anzupassen. Bei Einbruch der Dunkelheit wird geschlafen und mit den ersten Sonnenstrahlen geht es wieder auf in den neuen Tag - in den meisten Fällen ist das jedoch nur schwer durchzuhalten.

Eine kleine Taschenlampe dabei zu haben macht also auch für ultraleicht Wanderer durchaus Sinn, um auf der Tour nicht orientierungslos im Dunklen zu stehen.

Auch wenn einige unter "Outdoor" Taschenlampe manchmal etwas a la Leistungsklasse "Flak-Scheinwerfer" verstehen, macht sowas nicht nur vom ultraleichten Standpunkt aus gesehen wenig Sinn. Vielmehr geht es darum einen möglichst brauchbaren Kompromiss aus Laufzeit, Leuchtkraft, Lebensdauer bei möglichst geringer Größe/Gewicht zu finden, so dass die Lampe für vielfältige Outdoor-Anwendungen effizient genutzt werden kann.

Viel wichtiger als maximale Helligkeit und hohe Reichweite ist meiner Erfahrung nach in der Praxis meist eh ein effizienter Modus bei niedriger bis mittlerer Lichtleistung.


Stirnlampe ist Trumpf
Eine Stirnlampe macht trotz des Mehrgewichts eines Stirnbandes etc. für den Outdoor-Einsatz am meisten Sinn. Es bewährt sich einfach die Hände für die vielfältigen Aufgaben und Anwendungen auf Tour frei zu haben. Zudem hat man immer dort Licht wo man auch gerade hinblickt. Falls das einmal doch nicht gewünscht sein sollte, kann man eine Stirnlampe natürlich genauso problemlos in der Hand tragen wie eine Stablampe. Die wenigen Gramm für ein Kopfband sind also gut investiert. Bei einigen Lampen lässt sich das Gewicht durch leichtere Bänder etc. auch noch etwas reduzieren.


LEDs sind Gegenwart und Zukunft
Statt empfindlicher Glühbirnchen kommen als Leuchtmittel - nicht nur aus Ultraleicht-Perspektive - eigentlich nur noch Leuchtdioden (LEDs) in Frage. Moderne LEDs sind sehr klein, energieeffizient (>200 Lumen/Watt), wartungsarm/robust (> 20.000h Lebensdauer) und inzwischen auch oftmals heller als viele konventionelle Leuchtmittel mit Glühfäden, wie sie früher in den meisten Taschenlampen verwendet wurden.


Das A und O - Stromversorgung
Ein wichtiger Punkt über den man sich bei der Wahl einer geeigneten Lichtquelle für ultraleichte Touren Gedanken machen sollte, ist die Energieversorgung. Hier sind vor allem Art und Länge der Tour zu Berücksichtigen, aber auch das eigene finanzielle Limit für Lampe und Zubehör.

Wiederaufladbare Akkus sind grundsätzlich als Energiequelle zu empfehlen. Sie sind umweltschonend, langfristig kostengünstig, erreichen hohe Kapazitäten und sind in der Spannung auch bei anhaltender Belastung stabil. Auf langen Touren mit gelegentlicher Stromversorgung bzw. Solarladern etc. amortisiert sich oft das Gewicht von einem zusätzlichen Ladegerät im Rucksack. In vielen Fällen lässt sich ein Lader auch noch für andere Geräte wie Digitalkamera, Handy, GPS etc. einsetzen und so frei nach dem "dual use"-Gedanken auch wieder etwas Gewicht einsparen.

Spezielle (Solar-)Ladegeräte lohnen sich jedoch hinsichtlich des Gewichts als auch finanziell meist nur auf sehr langen Touren ohne Einkaufsmöglichkeiten, anderenfalls fährt man mit einem zusätzlichen Satz Reservebatterien/-akkus besser.
Unterwegs Batterien nachkaufen ist natürlich ebenfalls möglich, aber nur wenn die Lampe auch mit weit verbreiteten Batterietypen, wie z.B. AA-Zellen, betrieben werden kann. Auch das sollte man bei der Wahl der Lampe mit berücksichtigen.

Da bei vielen LED Lampen inzwischen Laufzeiten von >100h (je nach Helligkeit und Energiequelle) möglich sind, genügt bei kurzen bis mittleren Touren oft auch schon ein einziger Satz Batterien/Akkus.

Wer seine Lampe auch im kalten Winter einsetzen möchte, sollte außerdem auf eine tieftemperaturfeste Energiequelle achten. Normale Alkali-Mangan-Batterien und viele NiMH-Akkus versagen bei Kälte, hier sollte man alternativ zu Lithium-Batterien/Akkus greifen, auch wenn diese teuerer und weniger verbreitet sind.

Akkutipp: Als erstaunlich tieftemperaturfest haben sich auch die Sanyo Eneloops ewiesen. Aber nicht nur dewegen sind diese speziellen NiMH-Akkus mit geringer Selbstentladung übrigens eine absolute Empfehlung für Akkus der Bauform AA (Mignon) oder AAA (Micro).


Helligkeit ist nicht alles...
Weitere Kriterien auf die man außerdem bei einer Lampe achten sollte sind unter anderem Helligkeit, Leuchtweite, Abtrahlverhalten, Lichtfarbe, Laufzeit, Bedienung, Leuchtstufen sowie die Tauglichkeit für den Outdoor Einsatz (z.B.Wasserdichtigkeit etc.).

Verschiedene Leuchtstufen sind in jedem Fall sehr nützlich, um das Licht an unterschiedliche Anwendungen anzupassen. So kann man einerseits z.B. den Lagerplatz im Notfall hell erleuchten aber auch gemütlich und energiesparend im Zelt lesen, ohne sich gleich die Augen zu verblitzen.

Außerdem sollte eine Lampe in allen Situtationen gut und fehlerfrei zu bedienen sein, das betrifft einerseits die Belegung und Auswahl der Modi sowie aber auch die Bedienung mit Handschuhen oder nassen Fingern.

Viele preislich höher angesiedelten Taschenlampen verfügen zudem über eine Regelungelektronik, die über die gesamte Batterielaufzeit für konstante Lichtleistung sorgt. Ungeregelte Lampen haben auf dem Papier zwar längere Laufzeiten, brauchbares Licht hat man aber meist nur einen Bruchteil der angegeben Zeit. Meist verringert sich die Leuchtkraft schon nach wenigen Minuten Betriebsdauer recht deutlich.

Je nach persönlichen Anforderungen und Gewichtung der einzelnen Kriterien kommen ganz unterschiedliche Lampentypen in Frage. Einige, für gewichtsbewusste Wanderer interessante Lampen möchte ich allerdings doch kurz vorstellen.


Empfehlenswerte Lampen

bis 20g - Die MYOG Lösung (1-15€)
Extrem leicht, kostengünstig und beliebt sind mit Lithium-Knopfzellen (cr2016) betriebene Schlüsselbundlämpchen im Stil der Photon Micro Light. Das Gewicht liegt inkl. Batterien bei unter 20g. Mit einem Tanka und etwas Gummiband lassen sich diese Schlüsselbundlampen auch problemlos in eine MYOG Stirnlampe verwandeln. Einige Modelle verfügen außerdem über unterschiedliche Leuchtmodi, Dimmfunktionen und diverses Zubehör.
Die kleinen Schlüsselbundlampen eigenen sich natürlich nur zur Ausleuchtung des Nahbereichs, für ultraleichte Wochenend- und Hüttentouren im Sommer ist das aber meist völlig ausreichend.


Eine interessante MYOG-Lösung hat der Laufbursche in seinem Blog vorgestellt.


bis 50g - Leicht und Smart (25-30€)
Schon etwas leistungsstärker sind Lampen des Kalibers Petzl E+Lite oder Mammut S-Flex. Diese sind durchaus schon als vollwertige outdoor Stirnlampen zu bezeichnen und sogar mit Features, wie Rotlicht, Blinkmodi und verschiedenen Leuchtstufen ausgestattet. Die Petzl E+Lite erlaubt diverse Trageoptionen bzw. Verstellmöglichkeiten, verfügt über eine Signalpfeife, leuchtet etwa 40 Stunden und wiegt unter 30g. Zum Betrieb werden 2 Lithium-Knopfzellen vom Typ cr2032 benötigt.


Eine Alternative zur E+Lite ist die neue S-Flex Stirnlampe von Mammut. Sie deckt mit vergleichbaren Leuchtfunktionen aber etwas mehr Leistung bei ca. 50g Gewicht und etwa 30 Stunden Laufzeit einen ähnlichen Anwendungsbereich ab, kann jedoch mit einer günstigen und weit verbreiteten AA Zelle betrieben werden.


bis 100g - Die Mittelklasse (40-80€)
Lange Laufzeiten sowie deutlich mehr Leistung und Funktionen bieten Stirnlampen wie die bekannte Petzl Tikka XP 2 oder auch die frisch überarbeitete Black Diamond Spot. Beide Lampen benötigen 3 AAA-Batterien und wiegen mit Batterien jeweils knapp unter 90g.
Die Tikka XP 2 kann neuerdings durch den optional oder im Set erhältlichen Core Lithium Akku zusätzlich aufgewertet werden. Der 900mAh starke Lithium-Akku kann über einen USB Port geladen und zudem auch individuell programmiert werden.


Die noch etwas leistungsstärkere und recht preisgünstige Black Diamond Spot wurde kürzlich komplett überarbeitet und verfügt nun über einige interessante Features wie stufenlose Dimmung, Batteriestandsanzeige, Tastensperre, sowie verbesserte Lichtmodi bzw. Ausleuchtung.

Besonders erwähnenswert sind außerdem noch die Stirnlampen des Herstellers Zebralight. Insbesondere das Modell H51/H31 kann durch hohe Lichtleistung (bis 220 Lumen), lange Laufzeit (max. 16-21 Tage) und ein sinnvolles Bedienkonzept bzw. Modi Zusammenstellung überzeugen. Die H31 wird mit einer cr123 Lithium Zelle betrieben und wiegt etwa 55g. Die etwas größere H51 benötigt eien einzelne AA Zelle und wiegt komplett etwa 85g.


Wer eine potente Stirnlampe sucht, sollte sich die Zebralights unbedingt einmal genauer anschauen!


über 100g - Die Leistungträger (80-100€ +)
Für den dunklen Winter darf es ruhig mal etwas heller sein, das bedeutet aber auch mehr Gewicht und höhere Preise. Auf dem Markt befinden sich auch einige leistungsstarke Lampen insb. aus dem Bereich der Höhlenforschung, die jedoch aufgrund ihres Gewichts von 300-500g für ultraleicht Wanderer kaum in Frage kommen.

Wer etwas ambitionierter ist und die Investition in bzw. den Umgang mit Lithium-Ionen-Akkus und Ladegeräten nicht scheut, findet auch als gewichtsbewusster Wanderer einige leistungsstarke Strinlampen z.B. für den Einsatz bei kalten und dunklen Winter Touren.
Hier seien z.B. die Zebralight H60 oder die noch recht neue Spark ST6 Serie genannt, die teilweise Lichtleistungen jenseits der 300 Lumen erreichen. Beide Lampen werden mit so genannten 18650er Li-Ion Akkus betrieben. Diese Akkus werden sonst z.B. in Notebook Akkus verwendet, sind aber auch für leistungsstarke Taschenlampen eine ideale Energiequelle; mit einer Spannung von 3,7V-4,2V bei Kapazitäten >2400mAh wahrscheinlich zur Zeit sogar die effizienteste Stromversorgung für Taschenlampen.

6 Kommentare:

strauch hat gesagt…

Hallo Q,

vielen Dank für deine vielen tollen Beiträge die letzten Tag, ich konnte viel für mich umsetzten das ist toll zu lesen wie es andere machen.

Als Tipp noch für diesen Beitrag ich hab eine Black Diamond ION Kopflampe zum wandern wiegt ca. 30g. Und gefiehl mir besser als die Petzl vorallem weils ie so Simpel ist. Allerdings benötigt sie auch Spezialbatterien.

Grüße

strauch

Jens hat gesagt…

Super Artikel: Gut geschriebenn sehr informativ und auf hohen Niveau. Ich bin begeistert.

Weist du, was die Core Lithium Akkus kosten?

Anonym hat gesagt…

Danke Marcel!
Sehr informativ und für jeden Geschmack etwas dabei. 1+

Danke auch an Q für die feinen schriftlichen Schmiedearbeiten der lezzten Tage.

Gruß aus Hamburg, Rio

Marcel | ausgeruestet.com hat gesagt…

Es hat mich sehr gefreut als Gastautor ein Teil von Qs fabulöser Adventskalender Aktion sein zu dürfen und es freut mich auch, wenn euch der Artikel gefallen hat.
Danke an Q und danke auch für für das Lob!

Einen einzelnen Core Akku gibt es übrigens für ~28€ im Fachhandel.

Qbloggt hat gesagt…

@strauch
Danke dir. Solch ein Feedback ist stets willkommen...

@Marcel
Ha, ich habe dir zu Danken! Ohne dich und die anderen Gastautoren hätte es den einen oer anderen Beitrag nie in dieser Qualität gegeben.

Alexander hat gesagt…

auch wenn er schon ein paar tage älter ist, toller artikel! hat mir sehr gefallen

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